In der Interview-Reihe „Zehn Fragen an“ stellen wir Wissenschaftler*innen, Ausstellungsmacher*innen und Wissenschaftskommunikator*innen des Verbundprojekts „Wissenschaftskommunikation Energiewende“ vor. Nicht immer werden alle zehn Fragen beantwortet.
Tessa-Sophie Schrader ist Referentin für Energiewendeforschung bei Germanwatch e.V.. Dort forscht sie im Rahmen des vom BMBF-geförderten Kopernikus-Projekts ENSURE zu gesellschaftlicher Beteiligung an der Energiewende, Akzeptanz und Regulierung. Des Weiteren entwickelt und vertritt sie politische Forderungen wie z.B. zum Ausbau erneuerbarer Energien oder zur Bürger*innenbeteiligung. Im Rahmen ihrer Arbeit kooperiert sie so mit vielen verschiedenen Stakeholdern und Partnern um die Klimaziele zu erreichen.
Welcher Song- oder Filmtitel beschreibt Ihre (Forschungs-)Arbeit am besten?
Come Together (The Beatles)
Ihr Arbeitsalltag in drei Emojis ausgedrückt?
👩💻☀️🤝
Wir stellen uns das Jahr 2045 vor. Wie sieht unsere Energieversorgung in drei Schlagworten/ Hashtags aus?
#klimaneutral
#intelligent
#mitvielgesellschaftlicherTeilhabe
Zu welchem Energiewende-Thema sollte unbedingt ein Exponat gebaut werden und warum?
Zur Frage, wie gute Beteiligungsverfahren beim Ausbau der Energieinfrastruktur aussehen könnten. Welche innovativen, neuen Möglichkeiten zur Beteiligung haben wir durch die zunehmende Digitalisierung? Welche neuen Formate können genutzt werden, um mehr Menschen in Beteiligungsprozesse einzubinden? Welche Möglichkeiten zur Beteiligung gibt es bereits heute und warum sind sie so wichtig für den Erfolg der Energiewende?
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung in der Wissenschaftskommunikation beim Thema Energiewende?
Viele der Lösungen, an denen zum Beispiel im Kopernikus-Projekt ENSURE geforscht wird, sind im Alltag der Menschen nicht sichtbar, aber entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Diese Forschung zugänglich und erlebbar zu machen, kann eine Herausforderung sein, auf die sich Wissenschaftskommunikation mit z.B. interaktiven Formaten einstellen muss.
Welches (eigene oder fremde) Forschungsergebnis finden Sie besonders spannend?
Das Beteiligungs-Paradox: Die Möglichkeit für Bürger*innen zur Einflussnahme z.B. auf Stromnetzausbauvorhaben ist zu Beginn der Verfahren am größten. Das Interesse an Beteiligungsmöglichkeiten steigt aber erst im Laufe des Verfahrens an, während die Einflussmöglichkeiten gleichzeitig kleiner werden. Es ist darum sehr wichtig, gerade zu Beginn viel Kommunikation und einen einfachen Zugang zu Beteiligungsverfahren sicherzustellen, damit es später nicht zu Unzufriedenheit kommt.
Welcher wissenschaftliche Irrtum in Bezug auf die Energiewende begegnet Ihnen am häufigsten?
Die Energiewende wird manchmal als ein hauptsächlich technisches Thema verstanden. Das stimmt aber keinesfalls. Sie ist eine Transformation mit großen gesellschaftlichen Auswirkungen, die z.B. sozialwissenschaftlich begleitetet werden muss. Vor allem für die nachhaltige Akzeptanz der Energiewende ist die Forschung zu gesellschaftlichen Faktoren entscheidend.
Eine gute Wissenschaftler*in/ Ingenieur*in / Projektmanager*in / … braucht?
Begeisterung für das Thema, Geduld, Teamfähigkeit, einen Gesamtüberblick, Offenheit für Neues
Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches (Forschungs-)Projekt würden Sie gerne umsetzen?
Eine große Bürgerdeliberation (einen Bürger*innenrat) zu den gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Energiewende und der Frage, wie die Transformation des Energiesystems aus Sicht der Bürger*innen gerecht gestaltet werden kann.