In der Interview-Reihe „Fünf Fragen an“ stellen wir Wissenschaftler*innen, Ausstellungsmacher*innen und Wissenschaftskommunikator*innen des Verbundprojekts „Wissenschaftskommunikation Energiewende“ vor.
Der Elektrotechniker Jochen Kreusel ist Global Head of Market Innovation bei Hitachi Energy. An der RWTH Aachen lehrt er als Honorarprofessor „Energiewirtschaft in liberalisierten Elektrizitätsmärkten“. Er ist Direktoriumsmitglied des Kopernikus-Projekts ENSURE und unterstützt uns mit seiner langjährigen wissenschaftlichen Expertise.
In der Ausstellung “Power2Change: Mission Energiewende” geht es um die Wege in eine klimaneutrale Zukunft. Stellen Sie sich vor, es ist das Jahr 2045: Wie sieht unsere Energieversorgung dann aus, was ist der größte Unterschied zu heute?
Im Jahr 2045 wird elektrische Energie eine noch größere Rolle spielen als heute. Mobilität und Wärmeversorgung werden weitgehend auf elektrische Energie umgestellt sein, und diese Energie wird weit überwiegend aus erneuerbaren Quellen stammen.
Stellen Sie sich den Tag der Ausstellungseröffnung vor: Gibt es ein Thema oder ein Exponat, auf das Sie sich besonders freuen?
Ich bin vor allem auf das Themengebiet “Verwerten” (Verwertung von Industrieabgasen: Verwerten) gespannt – einfach, weil ich es erstens für wichtig halte und weil ich zweitens viel weniger darüber weiß als über Energieversorgung, die mein Fachgebiet ist.
Welches (eigene oder fremde) Forschungsergebnis hat Sie zuletzt am meisten begeistert?
Es gibt inzwischen eine Reihe von Beispielen, wie Digitalisierung geholfen hat, das elektrische Energieversorgungssystem besser zu nutzen. Es gibt ein Start-Up, das Informationen der Strombörsen nutzt, um das Laden von Elektrofahrzeugen weitgehend aus erneuerbaren Energien sicherzustellen. Die dabei gezeigte Mischung aus Verständnis der Energieversorgung und der digitalen Welt ist ein Schlüssel für den Erfolg der Energiewende.
Wie kann man sich Ihre Forschungsarbeit konkret vorstellen und mit welchen Methoden arbeiten Sie?
Ich selbst arbeite vorrangig auf dem Gebiet der Simulation von Energieversorgungssystemen. Dabei geht es einmal um das Verstehen sehr unterschiedlicher Informationen – technisch, ökonomisch und rechtlich – und dann natürlich um die Nutzung von Computern. Zu sehen gibt es dabei nicht allzu viel, höchstens viele Gespräche mit Experten aus ganz unterschiedlichen Disziplinen. Bei uns in der Firma gibt es aber natürlich noch viel mehr Tätigkeitsprofile: Wir entwickeln die Computersysteme für die Betriebsführung von Energieversorgungsnetzen genauso wie Geräte für die Netze. Da findet man beispielsweise Labore, Prüfzentren, Werkstätten.
Mit welcher (berühmten) Person würden Sie die Ausstellung am liebsten besuchen und warum?
Mit der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim! Sie hat in den zurückliegenden Jahren immer wieder bewiesen, dass sie komplexe Zusammenhänge verständlich und gleichzeitig realistisch vermitteln kann. Das ist meines Erachtens die größte Herausforderung bei der Energiewende: die Menschen auf diese sehr weitreichende Veränderungsreise mitzunehmen.